Den gefassten Beschluss für das Denkmal einhalten
24.03.2010: Anja Kofbinger und Thomas Birk, lesben- und schwulenpolitische SprecherInnen, erklären zu einem offenen Brief gegen die geplante Umgestaltung des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen:
Wir sind erstaunt über den gestern veröffentlichten Brief verschiedener Organisationen, der gegen die geplante Umgestaltung des Denkmals protestiert. Der Brief wirbt dafür, den jetzigen Film des sich küssenden, schwulen Paares beizubehalten und ihn nicht gegen einen Film, der Lesben darstellt, auszutauschen.
Dieser Meinung schließen wir uns nicht an. Nach wie vor unterstützen wir den mit der Bundesregierung verabredeten Kompromiss, der einen zweijährigen Wechsel der Filme vorsieht. Das Denkmal soll gemäß Bundestagsbeschluss die verfolgten und ermordeten Opfer ehren, die Erinnerung an das Unrecht wach halten und ein beständiges Zeichen gegen Intoleranz, Feindseeligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulen und Lesben setzen.
Wir erkennen sehr wohl an, dass Schwule in wesentlich stärkerem Maße von Verfolgungen der Nazis betroffen waren als Lesben, aber der Charakter des Denkmals geht weit über das bloße Erinnern an die erlittene Verfolgung und den tausendfachen Mord an Schwulen in der Nazi-Zeit hinaus. Er ist explizit auch der Gegenwart zugewandt und will an die Diskriminierung von Homosexuellen allgemein und bis in die heutige Zeit erinnern und mahnen.
Wir finden diese Entscheidung nach wie vor richtig und unterstützenswert. Der Vorschlag der Unterstützer des offenen Briefes greift zu kurz und ist zu einseitig auf die Diskriminierung von schwulen Männern fixiert.