Vielfalt gestalten in Schöneberg-Nord
26.07.2011: Im bunt gemischten Schöneberger Norden fühlen sich EinwohnerInnen und TouristInnen aus aller Welt zuhause. Das hat Tradition in Schöneberg. Diese Vielfalt zu gestalten sehe ich als Aufgabe von Politik und Verwaltung an.
"Queerliger" Kiez
Schon in den Zwanziger Jahren war die Gegend um die Motzstraße ein Vergnügungsviertel für Lesben und Schwule. Die Nazis machten dem 1933 schlagartig ein Ende, woran die Gedenktafel am U-Bahnhof Nollendorfplatz erinnert.
Heute ist der Kiez wieder internationaler Anziehungspunkt für die queere Szene. Aber es gibt auch homophobe und transphobe Gewaltvorfälle. 2008 brachte ich einen Aktionsplan gegen Homophobie ins Abgeordnetenhaus ein. Dieser wurde als Initiative Sexuelle Vielfalt verabschiedet. Doch von den Millionen Euro für zusätzliche Maßnahmen ist im Kiez wenig angekommen, obwohl hier viele Träger sitzen, die die Interessen von Lesben, Schwulen und Transgender vertreten.
Der vom LSVD initiierte Regenbogenschutzkreis ist nur befristet gesichert. Auch das schwule Antigewaltprojekt maneo engagiert sich im Kiez. Weitere Träger verfügen über großes fachliches Know how. Dies wollen wir mit einem bezirklichen Aktionsplan gegen Homophobie und Transphobie nutzen und mit kommunalen Einrichtungen vernetzen.
Ziel ist die Akzeptanz sexueller Vielfalt in Schulen, Jugendeinrichtungen bis hin zu Seniorenfreizeitstätten. Lesben, Schwule und Transgender sollen sich offen und angstfrei bewegen können. Wenn etwas vorfällt, sollen Polizei und Staatsanwaltschaft adäquat reagieren. Wir ermutigen Opfer von Gewalt und Diskriminierung ausdrücklich, Anzeigen zu erstatten.
Zusammen Leben
Die Ausstellung "Wir waren Nachbarn" im Rathaus Schöneberg, Stolpersteine und das Flächendenkmal "Orte des Erinnerns" im bayerischen Viertel beschreiben den Weg vom regen jüdischen Leben im Stadtteil bis zur Vertreibung und Ermordung durch die Nazis.Der Bayerische Platz sollte eine Aufwertung als geschichtsträchtiger Begegnungsort erfahren, so wie es der Verein "Quartier Bayerischer Platz" fordert.
Die jüdische und die lesbisch- schwule Geschichte soll uns Mahnung sein für einen konstruktiven Umgang mit der Vielfalt im Stadtteil. Alle Menschen, gleich welcher Herkunft, mit und ohne Behinderung sollen gleiche Chancen auf Bildung und Teilhabe haben.
Das Zusammenleben ist nicht immer konfliktfrei. Straßenstrich und Nachtleben im Wohngebiet, Fetischtreffen neben Schule und Kitas, das fordert gegenseitige Rücksichtnahme von allen Beteiligten. Hier kann Politik moderieren und Verwaltung präventiv und ordnend eingreifen.
Das von der grünen ehemaligen SChöneberger Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Ziemer initiierte Quartiersmanagement hat einen wesentlichen Beitrag zum sozialen Frieden und für bessere Chancen der Menschen im Kiez geleistet. Diese Aktivitäten unter direkter Beteiligung der AnwohnerInnen können Muster für den gesamten Stadtteil sein.
Plätze verschönern
Zur Lebensqualität im Kiez gehört auch ein ansprechender öffentlicher Raum. Orte wie der Wittenbergplatz, Nollendorfplatz und Barbarossaplatz bräuchten dringend mehr Phantasie und Pflege. Wo der Bezirk beides nicht leisten kann, wollen wir bürgerschaftliches Engagement fördern. Beispielhaft sei hier die "Lichterwelt am Winterfeldt", initiiert von Stef Manzini, erwähnt.