Schöneberg hat jetzt eine Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße
17.12.2013: Bei blendend schönem Wetter wurde heute der Schöneberger Teil der Einemstraße in Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße umbenannt. Rund 150 Menschen wohnten diesem erfreulichen Akt bei.
Damit wurde ein wesentlicher Zwischenschritt in einem fünf Jahre währenden Prozess vom Vorschlag durch die schwulen Juristen über diverse Runden in der BVV und im Bezirksamt vollzogen. Der Abschnitt in Mitte kann erst nach Bearbeitung der Widersprüche von Anwohner*innen umbenannt werden.
Daran, dass dieser zweite Schritt folgen wird, habe ich keine Zweifel, denn es dürfte sich eindeutig erweisen, dass Karl von Einem ein geistiger Wegbereiter des Nationalsozialismus war. Der frühere preußische Kriegsminister hat das "Dritte Reich" begrüßt und wurde von den Nazis dafür direkt nach seinem Tod 1934 in zahlreichen Städten mit Straßennamen geehrt. Die Gutachten zu seiner Person ergaben, dass er eine Reihe von kolonialen Kriegsverbrechen zu verantworten hat und sich für die Vernichtung von Homosexuellen aussprach. Es ist überfällig, dass sein Name aus dem öffentlichen Raum verschwindet.
Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895) war der erste Aktivist für Lesben- und Schwulenrechte. Der Theologe und Jurist setzte sich auf dem Juristentag 1867 für die Straffreiheit von gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen ein. Darüber hinaus forderte er die Möglichkeit zur "urnischen" also gleichgeschlechtlichen Ehe.
Es ist wunderbar, dass Karl-Heinrich-Ulrichs endlich eine Ehrung im öffentlichen Raum von Berlin erfährt, noch dazu im queeren Kiez. Bleibt zu hoffen, dass wir in Mitte nicht lange warten müssen bis auch dort endlich der Name Einem getilgt wird.
Besonderer Dank gilt Dirk Siegfried von den schwulen Juristen und Gerhard Hoffmann vom Regenbogenfonds für ihr beharrliches Wirken für diese Umbenennung. Dank auch an die Bezirksverordneten Melanie Kühnemann (SPD) und Marius Feldkamp (Bündnis 90/Die Grünen) für ihren besonderen Einsatz in der Sache.