Pressemitteilung: Guten Morgen, Herr Zöllner!

27.08.2007: Thomas Birk,  Sprecher für Lesben- und Schwulenpolitik, und Clara Herrmann, jugendpolitische Sprecherin, erklären: Nun hat also auch Bildungssenator Zöllner (SPD) verstanden, wes Geistes Kind Gangsta-Rapper Bushido ist und dass es mit dem Verantwortungsbewusstsein der Bravo-Redaktion nicht weit her ist.

Zöllners Verwaltung hätte es nach der ausführlichen Mediendebatte seit Anfang August besser wissen können.

Die Games-Messe in Leipzig hat andere Konsequenzen aus der von uns angestoßenen Debatte gezogen: Einen für letzten Freitag angekündigten Bushido-Auftritt auf der Messe sagte sie kurzfristig ab.

Wir laden den Senator gerne zu einer geplanten Veranstaltung ein, auf der wir die Debatte um sexistische und homophobe HipHoptexte und den Umgang mit diesem Phänomen in den Schulen und den Medien weiterführen werden. Und zwar mit MusikerInnen und Jugendlichen selbst. Wir werden aber auch die Fragestunden im Bildungsausschuss und im Kulturausschuss nutzen, um den Umgang des Senats mit dem Konzertveranstalter Bravo zu hinterfragen. Nach unseren Informationen war der Regierende Bürgermeister umfassend informiert und hat es dennoch vorgezogen, vor dem Konzert sich nicht zu äußern.

Aufruf zur Kundgebung:
Wir schauen nicht weg:
Nein zu Hasspredigten am Brandenburger Tor!

JedeR dritteR SchülerIn wurde schon einmal Opfer von Gewalt, noch mehr haben Angst davor, selbst Opfer eines Gewaltdeliktes zu werden. Am 25. August veranstaltet die "Bravo" deshalb ein Anti-Gewalt-Konzert unter dem Motto "Schau nicht weg!". Allerdings droht dieses Konzert zu einer Farce zu verkommen! Denn mit von der Partie ist Anis Mohamed Youssef Ferchichi, besser bekannt unter seinem japanisierenden Künstlernamen Bushido (zu deutsch: Weg des Kriegers). Bushido, einer der bekanntesten deutschen "Gangsta-Rapper", rappte 2003 in seinem Song "Berlin" folgendes:

"Berlin wird wieder hart, denn wir verkloppen jede Schwuchtel (...)
Du Nutte kannst nach Hause gehen, ab jetzt ist es Hardcore du Opfer (...)
die Party ist vorbei, Deutschland hat wieder ne Grenze
es ist ganz normal, Männer lutschen keine Schwänze."

Bushido ist als Anti-Gewalt-Botschafter die völlig falsche Besetzung. Ein Rapper, der in seinen Songs Gewalt gegen Frauen und Schwule verherrlicht, kann nicht zum Vorbild für den gewaltfreien Umgang an Schulen und Zivilcourage gemacht werden.

Das Anliegen der "Bravo", bekannte Popstars als Träger einer Anti-Gewaltbotschaft zu gewinnen, ist durchaus richtig. Aber Popstar ist nicht gleich Popstar, es bedarf schon eines kritischen Hinterfragens, wen man an exponierter Stelle (immerhin dem Brandenburger Tor!) der Weltöffentlichkeit präsentiert. Und Bushido ist hier völlig fehl am Platz, solange er sich von den Inhalten seiner Texte nicht distanziert. Ansonsten wäre sein Auftritt bei einer Veranstaltung, die "Schau nicht weg!" heißt, eine Verhöhnung aller jugendlichen Gewaltopfer in der Schule.

Hier ist auch die "Bravo" in der Verantwortung. Es kann nicht sein, dass eine Zeitung, die ihre Auflage durch die Zurschaustellung der Brutalität Bushidos steigert, ausgerechnet ihn als Botschafter gegen Gewalt auftreten lässt.

QueerGrün Berlin fordert den Regierenden Bürgermeister und Kultursenator von Berlin, Klaus Wowereit, auf, zu dem Konzert am Brandenburger Tor Stellung zu beziehen und dem Konzert jegliche offizielle Unterstützung zu versagen.

Für den Fall, dass Bravo an dem Auftritt von Bushido festhält, ruft QueerGrün Berlin zur Teilnahme an der Protestkundgebung parallel zu Beginn des Konzertes auf:

Kundgebung am Samstag, den 25. 8. 2007, 15 Uhr,
Ecke Straße des 17. Juni, Yitzhak-Rabin-Straße

V. i. S. d. P. : Thomas Birk, MdA, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Abgeordnetenhaus von Berlin
Niederkirchner Str. 5
10111 Berlin

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