Vielfalt für Berlin

18.06.2012: Leitartikel im Stichel Nr. 213: Der von Bündnis 90/Die Grünen angeschobene Aktionsplan gegen Homophobie und Transphobie muss weitergeführt werden.

Dazu hat die Fraktion im Mai einen Antrag in´s Abgeordnetenhaus eingebracht. Denn auch in der weltoffenen Stadt Berlin werden Menschen wegen ihrer sexuellen Identität angegriffen oder in der Schule, am Arbeitsplatz und in ihrer Freizeit diskriminiert.

Der Antrag "Initiative sexuelle Vielfalt / Aktionsplan gegen Homophobie und Transphobie fortführen und qualifizieren" sieht eine stärkere Kooperation von Senat und Bezirken vor. Denn in den Bezirken muss viel der praktischen Präventionsarbeit geleistet werden. So soll in der Jugendfreizeit, auf Sportplätzen und in Ämtern die akzeptierende Haltung für Vielfalt gelernt und gelebt werden.

Bildung ist der Schlüssel
Noch immer ist "schwul" das Hauptschimpfwort auf Schulhöfen. Sich hier zu outen erfordert viel Mut. Deshalb bildet die Akzeptanzförderung für Lesben, Schwule und Transgender in Bildung und Jugendhilfe den Schwerpunkt unseres Antrags. Dabei soll die Peergruppenarbeit gestärkt werden. Wenn Jugendliche selbst Jugendliche fortbilden, bleibt mehr hängen als im Frontalunterricht. Wir setzen uns dafür ein, dass Vielfalt in allen Facetten in schulische Leitbilder eingeht und Ansprechpartner_innen in allen Schulen dazu benannt werden.

Wissen schafft Akzeptanz
Dieses Jahr ist das Thema Wissenschaft Schwerpunkt des CSD. In der Stadt des Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld ermutigen wir die Hochschulen, sich in Forschung und Lehre verstärkt mit dem Thema "sexuelle Identität" zu befassen. Zum CSD am 23. Juni jährt sich der 100. Geburtstag des britischen Computerpioniers Alan Turing. Er starb 1954 bald nach der Verurteilung wegen seiner Homosexualität vermutlich durch Selbstmord. Wüssten Jugendliche, dass in jedem Handy ein bisschen von Alan Turing steckt, würde dies sicher die Akzeptanz fördern.

Diversity in der Verwaltung
Vielfalt muss sich auch in der Verwaltung widerspiegeln, durch ihr Handeln nach außen und nach innen. Das gilt für den Umgang mit lesbischen Eltern in der Kita, wie der Pflege des Fachwissens über queere Jugendliche in den Jugendämtern. Noch immer werden vermutlich 90 Prozent der homophoben und transphoben Straftaten nicht angezeigt. Um die Anzeigenbereitschaft der Opfer von Gewalt und Diskriminierung zu erhöhen, muss neben der Polizei auch die Berliner Justiz vertrauensbildende Maßnahmen ergreifen. Zu oft erleben die Betroffenen vor Gericht, dass das Motiv der Straftäter gar nicht ergründet wird.

Flüchtlinge brauchen Schutz
Berlin soll sich auch international weiterhin aktiv gegen Homophobie und Transphobie einsetzen, insbesondere gegenüber den Partnerstädten wie Moskau oder Budapest. Daraus folgt aber auch: Wir brauchen einen sicheren Aufenthaltsstatus für Menschen, denen Verfolgung aufgrund der sexuellen Identität droht. Denn Homosexualität ist noch immer in 68 Ländern strafbar.

Gleichstellung auf Bundesebene
Akzeptanz kann nur wachsen, wenn rechtliche Ungleichbehandlung aufhört. Wir fordern deshalb Berlin auf, sich im Bund weiterhin für die Öffnung der Ehe, die Stärkung von Regenbogenfamilien, die Reform des Transsexuellenrechts und ein Verbot von Zwangsoperationen an Intersexuellen einzusetzen.

Prävention im Regenbogenkiez
Auch in Schöneberg ereignen sich im Nollendorfkiez immer wieder schwere Gewalttaten. Denn da, wo Lesben, Schwule und Transgender sich zeigen, sind sie auch angreifbar. Wir fordern präventive, nächtliche Präsenz von Jugendstreetworkern, denn die Polizei kommt meist erst nach den Taten. Hier sind koordiniertes Handeln von Behörden und Trägern gefordert.

Es gibt noch viel zu tun - Grüne bleiben treibende Kraft!

Thomas Birk, MdA, Wahlkreisabgeordneter Schöneberg-Nord

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