Die IT-Systeme des Landes Berlin brauchen doppelten Boden
01.08.2013: Thomas Birk, Sprecher für Verwaltungsmodernisierung, sagt zum Blackout im IT-Dienstleistungszentrum am vergangenen Montag, 29. Juli:
Der größte IT-Ausfall in der Berliner Verwaltung über 21 Stunden hat kein gutes Licht auf den zentralen IT-Dienstleister des Landes Berlin, das IT-Dienstleistungszentrum (ITDZ) geworfen. Es ist nicht hinzunehmen, dass Gerichte, Bürgerämter, Finanzämter, Teile der Polizei und andere Verwaltungen eineinhalb Tage nicht arbeitsfähig waren, weil weder die Computersysteme noch das Telefon funktionierten.
Das von uns mitgetragene Ziel, möglichst viele dezentrale Server aufzugeben und beim ITDZ betreiben zu lassen, macht nur Sinn, wenn die Behörden sich auf eine zuverlässige zentrale IT-Dienstleistung verlassen können. Waren frühere Totalausfälle häufig auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen, handelte es sich diesmal offensichtlich um technisches Versagen nach einem Stromausfall bei Vattenfall. Nach der Sommerpause müssen deswegen viele Fragen geklärt werden:
Wie sind die IT-Systeme des Landes Berlin gegen Stromausfälle abgesichert? Welche vertraglichen Abmachungen mit Dritten existieren hierzu? Wieso wird jetzt erst darüber nachgedacht eine Noteingreifgruppe zu bilden? Welche Vereinbarungen zwischen dem ITDZ und den dezentralen Behörden existieren für so einen Notfall, insbesondere was den Ersatz von defekter Spezialhardware angeht?
Eine auf Informationstechnik aufgebaute Verwaltung braucht einen doppelten Boden. Notfallprogramme müssen zuverlässig arbeiten, sonst droht im Zweifelsfall das blanke Chaos. Unsere anhaltende Kritik an der mangelhaften Pflege der IT-Sicherheit in der Berliner Verwaltung bekommt vor dem aktuellen Hintergrund noch eine ganz andere Brisanz. Viel Stoff für Diskussionen mit Innensenator Henkel und IT-Staatssekretär Statzkowski.